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Ein Hund aus Rumänien: 5 Tipps für den Start in Deutschland

Es kommt nicht oft vor, dass wir bei Niemandstiere Hunde aus Rumänien nach Deutschland vermitteln, denn häufig sind diese Hunde sehr stark traumatisiert, chronisch erkrankt oder haben mit anderen Problemen zu kämpfen. Hinzu kommt der lange Transport sowie die oft nur anfängliche Begeisterung der neuen Halter/innen.

Meist ist es leider so, dass zunächst glücklich wirkende Vermittlungen am Ende doch wieder im Tierheim enden. Genau davor möchten wir die Hunde aus dem Tierschutz jedoch bewahren. Sie haben bereits zu viel gesehen und erlebt, haben es demnach einfach nicht verdient, von einer Pflegestelle in die nächste geschoben zu werden.

Genau deshalb sind wir mit möglichen Vermittlungen auch äußerst zurückhaltend, vor allem wenn es um Hunde aus Rumänien geht, die nach Deutschland gebracht werden sollen. Vermittlungen lösen schließlich nicht das eigentliche Problem vor Ort, was uns als Tierschutzverein aber sehr wichtig ist.

Das bedeutet allerdings nicht, dass es gar nicht vorkommt, denn manchmal sind die Bedingungen einer Vermittlung geradezu ideal. Vor allem dann, wenn langjährige Unterstützer/innen, denen wir bereits vertrauen, sich auf den ersten Blick in einen Hund verlieben und helfen möchten. In diesem einem Fall freuen wir uns sehr über die Vermittlung, da wir vorab bereits wissen, dass es dem Hund in Deutschland mehr als gut gehen wird.

Doch ein Straßenhund ist und bleibt ein Straßenhund. Gerade rumänische Hunde sind es nicht gewohnt, wie Haustiere behandelt zu werden. Sicherlich freuen sie sich darauf, ein Leben in Ruhe und Frieden verbringen zu dürfen und endlich die Liebe zu erfahren, die ihnen fehlte, doch wenn der neue Hund ankommt, braucht er eben einfach etwas Zeit, um sich an die Situation zu gewöhnen.

In diesem Artikel geben wir dir fünf Tipps, die du unbedingt beachten solltest, wenn du einen Hund aus Rumänien aufnimmst und die Eingewöhnung beginnt.

1. Den Hund erst einmal ankommen lassen

Wenn der neue Hund bei dir ankommt, hat dieser in der Regel bereits eine ziemlich lange Reise hinter sich. Es kann sein, dass er frisch aus Rumänien kommt und nun in sein neues Zuhause soll. Es kann auch sein, dass er kurzzeitig in einem Tierheim untergebracht wurde, damit er nach dem Transport aus Rumänien etwas Ruhe bekommen konnte.

Lass deinen Hund ankommen. Im Klartext möchten wir dir damit sagen, dass er weder sofort einen großen Spaziergang braucht, noch die ganze Familie inklusive Oma und Opa kennenlernen muss. Jetzt ist es erst einmal er, der total überfordert ist. Er wird sich umschauen und vermutlich zurückziehen, um sich einen Platz zu suchen, an dem er sich ausruhen kann. Gib ihm diese Zeit. Das bringt uns dann gleich schon zum nächsten Tipp.

2. Gib deinem Hund ruhig etwas Zeit

Das A und O bei einem Hund aus dem rumänischen Tierschutz ist ihm die Zeit zu geben, die er benötigt. Das gilt aber nicht nur für das Ankommen selbst, wie eben schon beschrieben, sondern auch ganz allgemein. Dein Hund kennt dich noch nicht und du kennst deinen Hund ebenso wenig. Das braucht Zeit.

Lernt euch in aller Ruhe kennen. Lass ihn dabei entscheiden, wann er Nähe sucht. Setze ihn gerade am Anfang niemals unter Druck. Viele Hunde aus Rumänien haben schlechte Erfahrungen mit Menschen machen müssen und sind anfangs etwas scheu, bis eine erste Bindung aufgebaut wurde. Das ist völlig normal und kein Grund zur Sorge. Du musst dir nur bewusst sein, wie dein Hund sich fühlt, dann reagierst du automatisch richtig.

Stell dir einfach vor, du wirst in einen Bus gesetzt. Dann bist du plötzlich in einem anderen Land, an einem anderen Ort, umgeben von Personen, die du nicht kennst und die dazu auch noch eine ganz andere Sprache sprechen. Da bräuchtest du sicherlich auch eine Weile, bevor du dich zurechtfindest und jemanden fragst, wo du hier überhaupt bist. Ist es nicht so?

Auch wenn Hunde natürlich nicht menschlich denken und im Jetzt leben, solltest du deinem neuen Weggefährten dennoch etwas Zurückhaltung eingestehen. Mit der Zeit kommt das Vertrauen dann von ganz allein und mit dem Vertrauen wird auch alles andere gelingen.

3. Durchfall ist gar nicht so schlimm

Ruhe bewahren. Durchfall ist zunächst einmal nur ein Zeichen von Stress. Es kann auch sein, dass der Hund in Rumänien noch einmal entwurmt worden ist oder anderweitige Reaktionen zeigt, die sich in Durchfall äußern. All das ist völlig normal und stellt keinen Grund zur Sorge da.

Es gibt zwar viele Gründe für Durchfall beim Hund, doch in den allermeisten Fällen stellt dieser kein anhaltendes Problem dar. Am häufigsten tritt Durchfall durch Stress und eine Futterumstellung auf. Bedeutet für dich, dass du einfach mal abwarten solltest und auch hier dem Hund wieder etwas Zeit gibst, sich zu beruhigen. Ist der Magen erst einmal gereizt, braucht er eben einfach eine Weile, um zum Normalzustand zurückzufinden.

Ein gutes altes Hausmittel ist die Moro Suppe – eine Karottensuppe, die du leicht selber machen kannst. Es braucht dazu lediglich Karotten, Wasser und etwas Salz. Und hier findest Du eine Checkliste für erste Hilfe bei Durchfall, damit Du gleich weisst, ob Du selber etwas für deinen Hund tun kannst.

Keine Sorge, kaum ist der Stress verschwunden und das neue Futter zur Normalität geworden, ist auch der Durchfall bei deinem Hund meist wieder verschwunden. Nur wenn dieser sehr lange anhält, ist ein Besuch bei der Tierärztin / dem Tierarzt angebracht. In allen anderen Fällen hat sich der Durchfall nach ein paar Tagen von selbst erledigt.

4. Einen ängstlichen Hund beruhigen

Hunde aus Rumänien können mitunter schon einmal etwas ängstlich und nervös wirken. Viele ehemalige Straßenhunde sind entsprechend sensibel, weil sie bereits so einiges erleiden mussten und sie sich nun erst daran gewöhnen müssen, dass Stress und Gewalt endgültig der Vergangenheit angehören.

Um einen ängstlichen Hund zu beruhigen, empfiehlt es sich, mit positiver Verstärkung zu arbeiten. Unterstütze also Verhaltensweisen, die dir besonders gefallen, in diesem Fall das mutige Verhalten. Hier geht es wirklich darum, jeden noch so kleinen Schritt mit einem Lob oder einem Leckerli zu unterstützen.

Geheimtipp an dieser Stelle: 

Leberwurst ist für fast alle Hunde der absolute Luxus-Snack. Im besten Fall besorgst du dir eine Tube Leberwurst aus dem Tierfachhandel (da ungewürzt), doch wenn du dem Hund nur sehr wenig gibst, ist auch die normale Leberwurst kein Weltuntergang. Hunde lieben Leberwurst und je heikler oder komplizierter das Training ausfällt, desto besser sollte die Belohnung sein. Mit Leberwurst kriegst du so gut wie alles hin.

Ängstliche Hunde lockt das gerne mal aus der Reserve und vereinfacht das Training, indem sie mutiger werden, weil sie ihre Belohnung wollen. Aber nie übertreiben und nie zu gezielt trainieren. Es empfiehlt sich hier vor allem das Verhalten zu belohnen, welches der Hund im Alltag quasi zufällig zeigt. Sei also immer auf Zack mit der Belohnung, um das ideale Timing zu erwischen.

5. An das Leben als Hund gewöhnen

Ein Hund aus Rumänien ist kein Hund aus einem deutschen Tierheim. Im europäischen Ausland ist es oft ungewöhnlich, einen Hund als Haustier zu halten, auszuführen, zu versorgen und ihn liebevoll zu pflegen. Meistens sind Hunde nur als Wachhunde im Hof, oft an der Kette und oft auch nicht gut ernährt oder umsorgt. Das ist traurig, aber deshalb arbeiten wir als Tierschutzverein in Rumänien auch fleißig dagegen an.

Dein neuer Hund muss sich also selbst erst einmal damit anfreunden, dass nun alles anders läuft. Plötzlich gibt es eine Hundeleine, einen Hundenapf, es gibt Streicheleinheiten und zwischendurch soll sogar das Fell gekämmt werden. Die meisten rumänischen Hunde kennen diese Pflege und Nähe noch gar nicht. Sie sind keine Haustiere, sondern quasi wild lebende Hunde, die lediglich das »Haustier-Gen« in sich tragen.

Das bedeutet, dass ihr Baby-Steps mit eurem Vierbeiner machen solltet, also besonders kleine Schritte. Trainiert das Laufen an der Leine und alles andere so, als wäre er noch ein Welpe, also mit der notwendigen Geduld.  Gut ist es auch, zumindest am Anfang, die Hunde doppelt zu sichern, das heisst, ihnen ein Sicherheitsgeschirr anzulegen sowie ein Halsband und eine Leine. Das Brustgeschirr sollte ein Sicherheitsgeschirr sein – das erkennst du daran, dass es über drei (und nicht nur zwei) Gurte verfügt. Denk daran: Die Hunde sind in einer fremden Umgebung, in der sie sich erst zurecht finden müssen und können leicht erschreckt werden, was zu Fluchtreaktionen führen kann. Mit der Doppelsicherung kann verhindert werden, dass ein Tier davonläuft und sich dadurch in neue Gefahren begibt. Bei einem sehr ängstlichen Tier kann auch ein GPS-Tracker hilfreich sein.

Wenn ihr ihm all das ermöglicht und die notwendige Rücksicht nehmt, werdet ihr schnell Erfolge erzielen. Wenn ihr davon ausgeht, nur weil er erwachsen ist, müsste er schon alles können, baut sich lediglich Frust auf. Auf beiden Seiten natürlich.

Das Geheimnis ist und bleibt die Zeit

Ein Tipp hat sich klar herauskristallisiert. Es gibt zwar viele Ratschläge und Hinweise und wir könnten euch auch noch weitere nennen, doch am Ende drehen sich die meisten davon um Zeit und Geduld. Ein Hund ist kein Roboter. Er spricht nicht deine Sprache, sondern stammt aus Rumänien. Er kennt dich noch gar nicht so lange und vor allem auch gar nicht so gut. Er kennt nicht einmal das Leben als Haustier.

Das solltest du dir immer wieder bewusst machen. Er ist nicht so aufgewachsen, wie Hunde bei uns aufwachsen. Er kommt aus dem Tierschutz aus Rumänien und dort sind Hunde üblicherweise keine Haustiere, eher Obdachlose mit Minimalversorgung, die sich irgendwie selbst durchschlagen müssen. Solche Hunde sind es gewohnt, eigenständig Entscheidungen zu treffen und frei umherstreunen zu dürfen.

Zeit ist deshalb der Schlüssel zum Glück mit deinem Vierbeiner. Zeit wird alle Probleme lösen, wenn sie gemeinsam mit Geduld und Training einhergeht. Denn natürlich musst du ihm einiges beibringen. Annäherungsversuche solltest du bestärken. Du musst zudem dafür sorgen, dass er sich auch an Leine, Halsband, Spaziergänge und die anderen Familienmitglieder gewöhnt. Es gibt so viel zu lernen.

Doch all das geht eben nur mit Zeit und dem Grundverständnis für ihn als Lebewesen. Er ist keine Maschine, die automatisch alles versteht und ausführen kann, was du sagst, er ist ein Straßenhund. Ihr müsst euch kennen und verstehen lernen, erst dann wird die Bindung so eng sein, dass dir dein Hund blindes Vertrauen schenkt. Bis dahin dauert es allerdings ein Weilchen.

Geretteter Igel

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